Montag, 31. August 2015

Wenn das mal alles so einfach wäre...

Als Züchter hat man viele Aufgaben, schöne und weniger schöne, Freude bringende und traurige...
Zum einen ist man bestrebt gesunde Hunde zu züchten; da wird getestet was das Zeug hält, überlegt wer mit wem könnte/ dürfte, um genetisch von den spezifischen Krankheiten nicht betroffene Welpen zu erhalten. Das ist die eine Seite, dann kommt das Aussehen, schließlich haben wir einen Standard, an den wir uns zu halten haben. Der persönliche Geschmack kommt irgendwie auch noch dazu, wir sind ja auch nur Menschen! Dann fehlt noch ein wichtiges Kriterium: das Wesen! Denn, ganz ehrlich, was nützt der schönste und gesündeste Hund, wenn er nicht zu händeln ist? Ich persönlich lebe lieber mit einem nicht perfekten Tier zusammen, als mit einem, das ständig Probleme macht, ganz gleich welcher Art, ob es nun zu ängstlich oder zu dominant ist.
Nächstes Problem, nicht jeder Hund kann mit jedem anderen Hund zusammen leben. Auch unsere Vierbeiner haben, wie auch wir Menschen, ganz eigene Charaktere. Ein Rudel muss gut aufgebaut sein, damit kein Hund ins Hintertreffen kommt. Sie müssen miteinander harmonieren, ihren Platz im Rudel haben und halten können.
Das größte Problem aber sind wohl wir Züchter selber... ein bisschen betriebsblind sind wir sicher alle, zumindest eine Weile, denn Hoffen und Bangen ist ebenso menschlich wie atmen. Ich denke jeder hat in seinem Rudel Hunde die unantastbar sind, weil sie einfach tiefer im Herzen sind als andere. Wir nennen sie so gerne Seelenhunde, weil wir eng miteinander verbunden sind. Das passiert einfach, das kann man weder fördern, noch kann man es verhindern.
Tja, und dann kann es passieren, dass man plötzlich feststellt, dass man zu lange die Augen verschlossen hat, nicht rechtzeitig auf aufkommende Probleme geachtet hat. Dann heißt es handeln, so schwer es auch fallen mag ...
An genau einem solchen Punkt bin ich gerade angekommen.
Kenny ist kein Rudelhund! Eigentlich weiß ich es schon lange, er ist so eng mit mir verbunden, er könnte auf die anderen Hunde gut verzichten. Dazu kommt, dass er ein hohes Maß an territorialem Verhalten zeigt. In den letzten Monaten hat sich das immer weiter gesteigert, so sehr, dass er nicht einmal an einer läufigen Hündin interessiert ist. Immer wieder ist es hier zu Zwischenfällen gekommen, immer wieder hat der Kerl mir die anderen Hunde "platt" gemacht. Zwar sind alle immer mit leichten Blessuren davon gekommen, aber der Stress innerhalb meines Rudels wurde immer deutlicher sicht- und spürbar.
Nun könnte ich Kenny im Zwinger halten, separiert von den anderen Hunden, damit aber auch von mir. Will ich das? Will Kenny das? Nein, ich möchte meine Hunde bei mir haben, Kenny möchte seinen Menschen für sich alleine haben.... da fällt mir so treffen das Lied ein: " Bauch sagt Kopf ja, doch Kopf sagt Bauch nein"
Eine Lösung die uns alle glücklich macht, die gibt es nicht. Daher wird Kenny ausziehen. Er wird als Einzelprinz bei seinem neuen Herrchen leben. Er wird nicht mehr teilen müssen. Für mich ein Fiasko und mir graut vor dem Tag, an dem ich ihn loslassen muss. Aber es ist am langen Ende für alle die richtige Entscheidung... für fast alle... denn mein Wunsch, mein Herz steht immer hinter den Bedürfnissen der Hunde.
Kenny wird sicher sein und nicht zum Wanderpokal werden. Er wird im Bekanntenkreis leben. Zumindest das ist mir eine große Beruhigung.